So wird eine Website barrierefrei – Die wichtigsten Maßnahmen

Timo Kaiser
02 Apr 2025

Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor

Digitale Barrierefreiheit sorgt nicht nur für eine bessere Nutzererfahrung, sondern wird für viele Unternehmen ab 2025 zur Pflicht. Doch wie setzt man eine barrierefreie Website oder einen Online-Shop konkret um?

Dieser Artikel zeigt Ihnen die wichtigsten Maßnahmen, um Ihre Website zugänglich, nutzerfreundlich und gesetzeskonform zu gestalten. Dabei orientieren wir uns an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) – dem internationalen Standard für digitale Barrierefreiheit.

1. Die drei Stufen der WCAG – Welche Anforderungen gelten?

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definieren drei Stufen der Barrierefreiheit:

A (Basisanforderungen):

  • Alternative Texte für Bilder, damit Screenreader sie erfassen können.
  • Inhalte müssen per Tastatur bedienbar sein (z. B. keine Mauspflicht).
  • Kein automatisches Abspielen von Videos oder Audiodateien.

AA (Empfohlen für Unternehmen – Standard für gesetzliche Vorgaben):

  • Hohe Farbkontraste zwischen Text und Hintergrund.
  • Untertitel für Videos & Alternativen für Audio-Inhalte.
  • Klare Navigationsstruktur & konsistentes Design.

AAA (Höchster Standard):

  • Gebärdensprachvideos für hörgeschädigte Nutzer.
  • Einfache Sprache für kognitive Barrierefreiheit.
  • Keine Zeitlimits für Eingaben (z. B. Formulare).


Empfehlung: Unternehmen sollten mindestens Stufe AA umsetzen, da dies gesetzliche Anforderungen (BFSG ab 2025) erfüllt und die beste Balance zwischen Aufwand und Nutzen bietet.

2. Technische & gestalterische Maßnahmen für eine barrierefreie Website

2.1 Barrierefreie Texte & Inhalte

  • Kurze, verständliche Sätze & klare Struktur (Überschriften, Absätze, Listen).
  • Alternativtexte für Bilder & Icons, damit Screenreader sie interpretieren können.
  • Einfache Sprache verwenden, falls komplexe Themen erläutert werden.
  • Keine alleinige Nutzung von Farben zur Informationsvermittlung (z. B. Fehlermeldungen müssen mehr als nur eine Farbänderung haben).

2.2 Design & Usability optimieren

  • Hoher Farbkontrast (mind. 4,5:1 zwischen Text & Hintergrund gemäß WCAG 2.1 AA).
  • Skalierbare Schriftgrößen & flexible Layouts, um Lesbarkeit zu gewährleisten.
  • Keine flackernden Animationen oder schnell blinkenden Inhalte, um epileptische Anfälle zu vermeiden.
  • Konsistente & logische Navigation, damit Nutzer sich leicht orientieren können.

2.3 Technische Umsetzung & Entwicklung

  • Semantisches HTML (richtige Nutzung von <h1><h6>, <nav>, <main>, <article> für eine logische Seitenstruktur).
  • ARIA-Attribute nutzen, um Screenreader zu unterstützen.
  • Tastaturfreundliche Bedienung – Alle interaktiven Elemente müssen ohne Maus nutzbar sein.
  • Formulare mit eindeutigen Labels & Fehlermeldungen, damit Nutzer verstehen, was von ihnen verlangt wird.

3. Praktische Tools zur Überprüfung der Barrierefreiheit

Um zu testen, ob Ihre Website barrierefrei ist, gibt es zahlreiche kostenlose Tools:

Automatisierte Test-Tools für Unternehmen & Entwickler

Google Lighthouse → Testet Barrierefreiheit & SEO in Chrome DevTools.
WAVE (WebAIM Accessibility Tool) → Analysiert Farbkontraste, Alternativtexte & Struktur.
axe DevTools → Browser-Erweiterung für Entwickler zur WCAG-Prüfung.

Manuelle Tests & Screenreader-Simulationen

NVDA (NonVisual Desktop Access) → Kostenloser Screenreader für Windows zur Live-Prüfung.
VoiceOver (Mac/iOS) → Eingebauter Screenreader für Apple-Geräte.
Keyboard-Only-Testing → Alle Funktionen einer Website ohne Maus navigieren und testen.

4. Roadmap zur Umsetzung – So machen Unternehmen ihre Website barrierefrei

Schritt 1: IST-Analyse & Bewertung

  • Testen Sie Ihre Website mit Analyse-Tools, wie Lighthouse, WAVE oder axe DevTools.
  • Notieren Sie alle Probleme, die in der Analyse auftreten.
  • Nutzen Sie einen Screenreader & testen Sie die Navigation per Tastatur.

Schritt 2: Priorisierung & Strategie definieren

  • Fokus auf Stufe AA der WCAG, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
  • Wichtige Seiten & Funktionen zuerst optimieren (Startseite, Checkout-Prozesse).
  • Falls nötig: Externe Experten für Barrierefreiheit hinzuziehen.

Schritt 3: Umsetzung & Testing

  • Technische Anpassungen im Frontend & CMS umsetzen.
  • Nach jeder Änderung erneut mit Test-Tools prüfen.
  • Live-Tests mit echten Nutzern durchführen, z. B. mit Personen aus der Zielgruppe.

Schritt 4: Kontinuierliche Optimierung

  • Regelmäßige Audits durchführen & Barrierefreiheit langfristig in den Entwicklungsprozess integrieren.
  • Team-Schulungen zu A11Y-Standards durchführen.
  • Feedback von Nutzern sammeln & Optimierungen umsetzen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Wie ein mittelständischer Online-Shop Barrierefreiheit erfolgreich umgesetzt hat

Ausgangssituation:
Ein mittelständischer Anbieter für Bürobedarf betrieb seit Jahren einen gut laufenden Online-Shop. Die Website war funktional, aber nicht barrierefrei. Erste Nutzerhinweise und eine Lighthouse-Analyse zeigten: schlechte Farbkontraste, unbeschriftete Buttons und eine fehlende Tastaturnavigation erschwerten vielen Kundengruppen die Nutzung.

Umsetzung:
Das Unternehmen beauftragte eine Agentur mit einem WCAG-Audit. Die Optimierungen erfolgten in vier Phasen:

  1. Analyse & Priorisierung: Fokus auf Stufe AA der WCAG.
  2. Technische Umsetzung: Navigation per Tastatur, kontrastoptimiertes Design, saubere HTML-Struktur, Alt-Texte.
  3. Testing: Kombination aus Lighthouse, WAVE und Tests mit NVDA und VoiceOver.
  4. Launch & Monitoring: Veröffentlichung der optimierten Version, begleitet von einem barrierefreien Newsletter.

Ergebnis:
✅ Die Absprungrate sank um 18 %
✅ Die Conversion-Rate stieg in mobilen Ansichten um 24 %
✅ Es kamen gezielte Anfragen von Großkunden, die auf Barrierefreiheit achten
✅ Das Unternehmen wurde als vorbildlich im Branchennewsletter erwähnt

Fazit & Ausblick auf den nächsten Artikel

Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt – sondern ein Bekenntnis zu Nutzerfreundlichkeit und digitaler Qualität. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der sowohl technische als auch gestalterische Maßnahmen erfordert. Doch der Aufwand lohnt sich: Eine barrierefreie Website verbessert die Usability, sorgt für eine größere Reichweite und erfüllt gesetzliche Vorgaben. Unternehmen, die hier investieren, profitieren auf allen Ebenen.

Lesen Sie im dritten Teil der Serie, wie Unternehmen langfristig von Barrierefreiheit profitieren – mit echten Erfolgsbeispielen und strategischen Tipps!

Unsere Expertise

Mit unserer erfahrungsreichen Expertise unterstützen wir Unternehmen bei der barrierefreien Gestaltung ihrer digitalen Angebote. Unsere Dienstleistungen umfassen:

  • Technische Umsetzung: Von der Optimierung bestehender Seiten bis hin zur Erstellung neuer, barrierefreier Lösungen.
  • Barrierefreiheits-Audits: Wir prüfen Ihre Website auf Konformität mit den WCAG-Standards.
  • Strategieberatung: Wir helfen Ihnen, Barrierefreiheit strategisch in Ihre digitalen Prozesse zu integrieren.

Besuchen Sie auch gerne für mehr Informationen unsere Website speziell zu diesem Thema!

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