Start-ups sind seit einigen Jahren tonangebend hinsichtlich Neuerungen in und von Unternehmen, es zeichnen sich aber diesbzgl. Veränderungen ab, weshalb wir uns das Thema Innovation hier näher anschauen.

Einleitung

Methoden wie Scrum, Lean Startup, Kanban und Business Model Canvas, welche die Realisierung von Innovationen unterstützen könnnen, sind essentiell, wenn die begrenzten Mittel von Investoren oder Inkubatoren möglichst effizient und effektiv einzusetzen sind. Entsprechend lässt sich die Herkunft dieser Ansätze im Umfeld von Start-ups erklären. Doch ebenso sind diese Vorgehensmodelle seit längerem auch in größeren, etablierten Unternehmen auf dem Vormarsch bzw. gelten nach einer Untersuchung von 2015 sogar als das »weltweit dominante Softwarentwicklungs-Paradigma«. Grund hierfür ist neben der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit (Time-to-Market) auch die zunehmende Digitalisierung. GE stellt so bspw. bereits seit 2012 seine Prozesse (und Kultur) verstärkt auf Eric Ries Ansatz des Lean Startup um.

Wir haben bereits in zahlreichen Organisationen – vom Startup bis zum Konzern – entsprechende Ansätze erfolgreich eingeführt, so dass wir die agilen Vorgehensmodelle, neben anderen, zum festen Bestandteil unseres Methodenkoffers zählen.

Doch allein der Einsatz von genannten Methoden sorgt nicht zwangsläufig für Innovation. Entsprechend schauen Unternehmen bspw. auch mittels Akzeleratoren oder Inkubatoren, etc. auf Start-ups, um Innovationen zu finden. Feststellen lässt sich jedoch, dass der Bereich der Start-ups, allen voran das Silicon Valley, bereits wieder im Umbruch ist. Der Blick auf selbige scheint also nicht die einzig richtige Antwort auf die Frage zu sein, wo und wie Innovationen in Unternehmen erfolgreich entstehen und überleben.

Wir beleuchten daher das Thema Innovation in einer losen Reihe von Beiträgen genauer und beginnen mit der Fragestellung, welche Arten von Innovationen es gibt. Dabei ist zunächst eine Definition des Innovationsbegriffs hilfreich.

Definition von Innovation

Folgt man Hauschild/Salomo (S. 4), sind Innovationen »(…) qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenüber einem Vergleichszustand „merklich“ (…) unterscheiden.« Sie entstehen aus der Zusammenführung neuer Mittel (»technology push«) und/oder der Erfüllung eines neuen Zwecks (»market pull«). Dies bedeutet also, »Nur bei einer neuartigen [bisher nicht bekannten] Zweck-Mittel-Kombination liegt Innovation vor.« Ein Beispiel hierfür stellen Elektroautos dar, bei der statt des üblichen Verbrennungsmotors ein Elektromotor für den Antrieb des Fahrzeugs sorgt.

Erweitert man die dargestellte Definition um den Prozessgedanken, ist Innovation die Generierung, Annahme und Implementierung neuer Ideen, Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen im Unternehmen (vgl. McLean, S. 227), deren verschiedene Dimensionen die Technologie, der Markt, die Organisation und auch das Umfeld sind. Als Beispiel für die Dimension Technologie kann das sog. compressed Deospray aufgeführt werden, bei welchem die Entwicklung eines neuartigen Sprühsystems zur Reduktion von Treibgas die Innovation ausmacht.

Arten von Innovation

Klassifiziert werden Innovationen bspw. nach Produkt-/Designinnovation sowie Prozess- oder auch Verfahrensinnovation. Die beiden Arten von Innovation verfolgen dabei unterschiedliche Zielaspekte. Prozessinnovation zielt auf Effizienz ab, also den innerbetrieblichen Wirkungskreis bzw. die Verbesserung oder die Neugestaltung von Unternehmensabläufen (vgl. Hauschild/Salomo).

Ein Bespiel für die wohl bekannteste Prozessinnovation ist die Einführung des Fließbands in der Automobilindustrie durch Henry Ford. Aber auch self-service check-in Terminals in Hotels zählen zu Prozessinnovationen.

Dahingegen hat Produktinnovation die Effektivität zum Ziel, deren Wirkungskreis der Markt, also die Befriedigung von konkreten Kundenbedürfnissen ist (s.a. Hauschild/Salomo). Hier kann als Beispiel die Ablösung des Nadeldruckers durch den Laserdrucker angeführt werden. Identische Bedürfnisse werden durch den Einsatz einer neuen Technologie befriedigt, wie auch schon am Beispiel des compressed Deospray aufgezeigt. Produktinnovationen sind für die Überlebensfähigkeit von Unternehmen von großer Bedeutung, denn sie sichern Wettbewerbsvorteile. Empirische Untersuchungen zeigen jedoch, dass Produktinnovationen oftmals nicht zum Erfolg führen. Über 95% der neuen Produkt-Ideen scheitern an technischen, markt-bedingten oder wirtschaftlichen Risiken (vgl. Augustin, S. 8)

Jede Art von Innovation hat einen Wandel zur Folge, so dass selbige zusätzlich nach dem Grad der Veränderung, welchen sie in der bestehenden Praxis des Unternehmens verursacht, unterschieden wird (vgl. Paland, S. 6). »Innovationen können sich auf geringfügige Modifikationen bestehender Angebote oder Verfahren und Technologien erstrecken, aber auch radikalere Änderungen oder völlig neue Lösungen zum Gegenstand haben.« (vgl. Kieser/Walgenbach, S. 391) Die Einordnung eben dieser inkrementellen und radikalen Innovationen veranschaulicht die folgende Abbildung in Anlehnung an Verworn/Herstatt:

Radikale und inkrementelle Innovationen

Wie groß der Unterschied zum Vergleichszustand ist, der durch die Innovation erzielt wird, kann dabei nicht objektiv bestimmt werden. Im Regelfall obliegt dies bspw. einem Experten oder auch dem Management des Unternehmens. Für die Bestimmung, ob es sich um eine Innovation handelt oder nicht bedeutet dies gemäß Hauschildt/Salomo, dass »Innovationen alle diejenigen Produkte oder Verfahren [sind], die innerhalb einer Unternehmung erstmalig eingeführt werden.« Erweitert man diesen Grundsatz um Branche, Nation oder auch die gesamte Menschheit, so kann das Vorliegen einer Innovation nicht nur aus dem Unternehmen heraus beurteilt, sondern auch in den Kontext der Branchen etc. gesetzt werden.

Zusammenfasung

Zusammengefasst beinhaltet die Bestimmung von Innovation also zumindest die Beantwortung der Fragestellungen:

  • Was ist neu? (inhaltliche Dimension wie Technologie, Markt oder Organisation)
  • Wie neu ist es? (Dimension Intensität wie Grad der Veränderung bzw. Neuheit)
  • Für wen ist es neu? (subjektive Dimension wie Unternehmen oder Branche).

Darüber hinaus kann das Vorliegen von Innovation danach beurteilt werden, wo diese Neuerung im Verlauf eines Geschäftsprozess beginnt und endet (prozessuale Dimension). Gemeint ist hier konkret das Management von Innovation, welches einem eigenen Muster folgt und mit einer Idee/Initiative startet und abschließend in die Routine bzw. den Regelprozess übergeht (vgl. Hauschildt/Salomo).

Die vorliegende Ausführung zeigt, Innovationen verursachen Veränderungen. Somit folgt im Regelfall auf Innovation auch eine Neuorientierung des Geschäfts-, Kunden-, Mitarbeiter-, Führungs- und/oder Organisationsverständnisses. Die zu Beginn dieses Artikels genannten Methoden wie Scrum oder Kanban sind entsprechend Teil dieser Veränderung, können selbige aber auch bewirken.

Wir werden diese prozessuale Dimension von Innovation, also den Bereich des Innovationsmanagements in einem eigenen Beitrag vertiefen.