Mit klassischen Vorgehensmodellen (»Wasserfall«) scheitert rund jedes zweite Vorhaben – ohne Vorgehensmodell auch! Mit modernen Ansätzen gelingen immerhin 2/3 der Projekte.

Diagramm Vergleich Erfolgsraten unterschiedlicher Vorgehensmodelle der Software-Entwicklung

Zum wiederholten Male ergab die jährlich Umfrage des Dr. Dobbs Journals, dass man genauso gut (oder schlecht) ohne Vorgehensmodell Software entwickelt, wie mit einem klassischen Ansatz (»Wasserfall«). Das erinnert ein wenig an eine Erkältung, die erfahrungsgemäß mit Arzt 7 Tage und ohne eine Woche dauert…Das Ergebnis verwundert zunächst, insb. den Ingenieur in uns Deutschen: Ein geplantes und strukturiertes Vorgehen sollte doch alle Mal besser sein, als ohne Plan einfach drauf los zu rennen!?

Unserer Einschätzung nach zeigt die Studie zweierlei auf: Zum einen sind moderne Ansätze für Softwareentwicklungsvorhaben i.d.R. besser geeignet. Zum anderen wird deutlich, dass es lohnt, zu überlegen, wann welches Vorgehensmodell für welchen Einsatzzweck wirklich geeignet ist.

Es gibt Projekte, für die ein klassisches Vorgehensmodell genau richtig ist: komplizierte Vorhaben mit vielen Abhängigkeiten. Hier ist die strukturierte Abarbeitung eines Konzeptes, welches genau diese komplizierten Abhängigkeiten auflöst, unumgänglich für den Projekterfolgt. Dies macht vermutlich einen Großteil der erfolgreichen Projekte mit klassischer Vorgehensweise aus. Und mit Engagement oder »Blut, Schweiß und Tränen« lässt sich das Ruder auch in so manch’ schwieriger Situationen noch um 180° drehen: das sind sicherlich genau die Projekte, die es auch ohne Vorgehensmodell erfolgreich ins Ziel schaffen.

Bei den gescheiterten Projekten, welche mittels moderner Ansätze angegangen wurden, kommen unserer Einschätzung nach insb. zwei Faktoren zum Tragen. Einerseits fehlt häufig die Bereitschaft, Scrum, Kanban, etc. wirklich voll und ganz einzuführen. In vielen Projekten und Organisationen konnten wir beobachten, dass die mit Scrum einhergehenden Versprechen wie bspw. eine schnellere Time-to-market-Zeit zwar gewünscht waren, das entsprechende Vorgehensmodell dann aber nur in Teilen implementiert wurde. Dies resultiert üblicherweise in einer Misch-Situation, welche die jeweils schlechteren Eigenschaften aus beiden Welten als kleinsten gemeinsamen Nenner vereinigt. Es bestand zwar die Absicht, es agil zu machen, es wurde aber nicht richtig agil gemacht. Womit die Erfolgsaussichten ähnlich hoch sein dürften, wie ohne Vorgehensmodell. Die andere große Gruppe der gescheiterten Software-Entwicklungsvorhaben, welche mittels agiler Methoden umgesetzt wurde, gehört unserer Einschätzung nach in die Kategorie der komplizierten Projekte, welche besser auf klassischem Wege umgesetzt worden wäre.

Es lohnt sich also, genau zu prüfen, für welches Vorhaben welches Vorgehensmodell eingesetzt werden soll; insb. da die modernen Ansätze auch nicht »umsonst« zu haben sind…