Unser Modell zur Beurteilung von Leistung.

Inhalt:

Einleitung

Egal auf welcher Ebene, ob es sich um eine einzelne Aufgabe, ein Projekt, Team, eine Abteilung oder ein ganzes Unternehmen handelt, es stellt sich immer die Frage nach der Leistung der jeweiligen Einheit. Dabei lässt sich häufig feststellen, dass um den genauen Begriff der Leistung ein eher eindimensionales Verständnis vorherrscht, obwohl Leistung mehr als bspw. nur die reine Zielerreichung umfasst.

Wenn wir Leistung bewerten, messen wir das Ergebnis deshalb in vier Dimensionen, den sog. vier »E« – an dieser Stelle ausnahmsweise und bewusst Englisch, da »vier E« einfach eingängiger ist, als bswp. »EEÖE« oder »EEKE« auf Deutsch – welche wir im Folgenden erläutern.

4E-Modell

Die vier »E«

Effectiveness – Zielerreichung

Zunächst einmal geht es natürlich einfach darum, ob die Aufgabe erfüllt wurde. Sofern es eine konkrete Aufgaben- oder Zielstellung gab, lässt sich das Ergebnis i.d.R. daran messen. Es dreht sich aber auch darum, ob dem Unternehmenszweck dabei gedient wurde; die Unternehmensziele sollten bei der Bewertung also auch immer mit in eine entsprechende Leistungsbeurteilung einfließen.

Kernfrage an dieser Stelle ist, ob das Richtige gemacht wurde.

Häufig wird an dieser Stelle schon mit der Bewertung aufgehört, denn derjenige der die Aufgabe gestellt oder Ziele vorgeben hat, wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Aber Ziele können eindimensional sein, ob nun bewusst oder unbewusst. Die Zielgröße Umsatz für eine Vertriebseinheit ist ein gutes Beispiel, denn Umsatz lässt sich zu einem gewissen Grad durch Rabatte, etc. erkaufen. Wenn das Unternehmen Marktanteile gewinnen möchte, dann mag entsprechend erkaufter Umsatz unternehmerisch sinnvoll sein. Es kann aber eben auch anders sein.

Da keine Aufgabenstellung alle Aspekte einer Tätigkeit umfassen kann, ist es also sinnvoll, bei der Bewertung der Leistung auch in weiteren Dimensionen als der reinen Zielerreichung zu urteilen.

Efficiency – Produktivität

Effizienz meint in diesem Kontext, wie gut die Ressourcen, welche zur Lösung einer Aufgabe benötigt wurden, der »Input« also, im Verhältnis zum »Output« eingesetzt wurden. Wie viele (interne) Mitarbeiter hat eine IT-Abteilung bspw. im Verhältnis zu den Mitarbeitern gesamt, oder dem Umsatz des Unternehmens? Oder wie viele Codezeilen wurden zur Umsetzung einer Funktion benötigt? Benötigt die Software viel Speicher oder CPU? Wie viel Verkaufsfläche benötigt der Supermarkt, um den Umsatz zu erwirtschaften?

Zentraler Aspekt der Produktivität oder Effizienz ist, ob eine Aufgabe richtig gemacht wurde.

Aber auch wenn das Richtige richtig gemacht wurde, sollte die Leistungsbeurteilung an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen werden

Economy – Kosten

Organisationen müssen ökonomisch wirtschaften, also insb. darauf achten, entsprechende Ressourcen günstig zu beschaffen. Genauso muss bei der Bewertung einer Leistung in Betracht gezogen werden, ob die zur Lösung der Aufgabe notwendigen Ressourcen bspw. zu teuer eingekauft wurden.

Es dreht sich hierbei also um die Frage, ob die Leistung günstig (genug) erbracht wurde.

Eigentlich offensichtlich, aber vielleicht gerade deshalb auch immer wieder mal einen Blick wert. Setzt eine IT-Abteilung bspw. 30% weniger Mitarbeiter ein, als der Wettbewerb, diese sind aber 50% teurer, so hat sie zwar vielleicht einen Produktivitätsvorteil, diesen über die höheren Kosten aber wieder verspielt.

Die voran genannten Dimensionen zur Leistungsbeurteilung sollten relativ unstrittig sein, auch wenn ihr Einsatz sicherlich dem organisatorischen Auf und Ab im unternehmerischen Alltag unterliegt. Spannend ist insb. die vierte Dimension.

Ethics – Ethik

Darüber, ob der Zweck eines Unternehmens einzig und allein die Gewinn-Maximierung, also die Erhöhung des Shareholder-Values sein sollte, oder nicht auch andere Bereiche umfassen sollte, wird seit langem vortrefflich gestritten.

Nachtrag: Eine aktuelle Betrachtung hierzu findet sich bspw. im Economist.

Die Frage hierbei ist, ob das Rechte gemacht wurde. Oder heiligt der Zweck alle Mittel? Bzw. anders formuliert, sollte ich ich mir nicht auch Gedanken um die ethische Dimension einer Leistung machen oder reichen die oben genannten drei offensichtlichen Dimensionen aus?

Erfahrungsgemäß führen immer mehrere Wege zum Ziel. Im leichtesten Fall kann ich eine Aufgabe auf einem ethisch vertretbaren Weg genauso erledigen, wie auf einem ethisch weniger vertretbaren Weg, womit sich die Frage nach dem richtigen Weg zur Umsetzung der Aufgabe erst gar nicht stellen sollte.

Leider ist die Welt selten so einfach. Hier lohnt sich ein Blick auf das Wesen von Unternehmen und Ethik. Unternehmen sind Organisationen aus Menschen und Vereinbarungen - impliziten und expliziten - und Teil einer Gesellschaft. Wer über Ethik nachdenkt, kommt an Kants kategorischen Imperativ nicht vorbei.

In der Praxis empfiehlt sich hier der »Großmutter-Check«: möchte ich am nächsten Tag darüber, wie ich eine Aufgabe umgesetzt habe, in der Zeitung lesen und wie würde ich mich dabei fühlen, wenn meine Großmutter mich darauf anspricht? Dies trifft auf mich als einzelne Person genauso zu, wie auf eine ganze Organisation. Ein Unternehmen steht mit seinen Handlungen zum Einen in der Öffentlichkeit (Twitter, Facebook, etc.) und zum Anderen auf diversen Märkten im Wettbewerb, sei es um Kunden, Mitarbeiter, etc.

Ein IT-Unternehmen, welches um die besten Mitarbeiter konkurriert, kann es sich heute (Stichwort: Fachkräftemangel) nicht leisten, seinen Ruf als Arbeitgeber zu verspielen, indem es sich bspw. an Absprachen mit seinen Software-Entwicklern nicht hält, um ein kurzfristiges Projektziel zu erreichen. Dies schlägt sich mittlerweile sehr schnell auch in einer der drei anderen o.g. Dimensionen negativ nieder.

Auch in einem rein gewinn-orientierten Unternehmen gehört die Bewertung der ethischen Komponente in jede Leistungsbeurteilung, denn Unternehmen, die ethisch handeln, sind erfolgreicher.

Zusammenfassung

Bei einer umfassenden Leistungsbeurteilung sollte also immer die folgende Fragestellung bedacht werden:

Wurde das Richtige und das Rechte richtig und günstig gemacht?